Bundesliga A-Jugend männlich Pokalrunde Süd 
Mega-Fight: U19 feiert historischen Finaleinzug
Felix Göttler traf acht mal für die U19 der Rhein-Neckar Löwen. Bildquelle RNL

Mit einer furiosen Mannschaftsleistung im tosenden Östringer Hexenkessel besiegte die U19 der Rhein-Neckar Löwen vor über 700 Zuschauern den THW Kiel mit 35:25 (18:12) und pulverisiertedamit die 25:29-Niederlage der Vorwoche.

Die U19 der Rhein-Neckar Löwen schafft Historisches: Erstmals seit Bestehen der Jugend-Bundesliga Handball (JBLH) gelang es einem Team, ein verlorenes Halbfinalhinspiel zu drehen und ins Finale einzuziehen. Mit einer furiosen Mannschaftsleistung im tosenden Östringer Hexenkessel besiegten die Junglöwen vor über 700 Zuschauern den THW Kiel mit 35:25 (18:12) und pulverisieren damit die 25:29-Niederlage der Vorwoche. 

Als vor Wochenfrist in der Sporthalle des TSV Altenholz von den siegestrunkenen Jungzebras die ,,HUMBA" angestimmt wurde, rief ein erzürnter Junglöwen-Kapitän Magnus Gruppe seine geknickten Mitspieler noch auf der Platte in einen Mannschaftskreis zusammen. Um sie aufzurichten und auf das Rückspiel einzuschwören. ,,Abgerechnet wird zum Schluss", war die Devise, denn die Junglöwen hatten noch 60 Minuten Zeit, vor heimischem Publikum die Wende zu schaffen. Die Tür zum Finale war noch einen Spalt breit offen. Und genau diesen Spalt stießen die Junglöwen im Rückspiel auf - mit Macht - und marschierten hindurch. Im Stile einer Spitzenmannschaft. Hinein ins Finale!

Löwen voller Glaube, Mentalität und Ausstrahlung

Unbeirrt vom verletzungsbedingten Ausfall ihres Leaders ,,Mauni" Grupe diktierten die Junglöwen das Geschehen, angefeuert von ihrem frenetischen Publikum, das sich erneut als achter Mann entpuppte. ,,Die Mannschaft hat eine unglaubliche Mentalität bewiesen und von der ersten Minute an die Sache geglaubt", bilanzierte Trainer Daniel Haase, der ,,sehr, sehr stolz" auf seine Jungs war. Die Gelbhemden lagen zu keiner Zeit zurück, hatten beim 9:5 (12.) zum ersten Mal die Vier-Tore-Hypothek des Hinspiels getilgt und ließen nach einer perfekt getimten Haase-Auszeit (14.) einen wichtigen 3:0-Lauf folgen (12:6, 19.). Der THW war erkennbar angeknackt und hatte längst zu spüren bekommen, dass ihnen ganz andere Löwen gegenüberstanden als zuletzt - Löwen voller Glaube, Mentalität und Ausstrahlung, die aufopferungsvoll kämpften und in der Abwehr den Grundstein für ihren Erfolg legten. 

Der Matchplan der Junglöwen ging voll auf: In der Abwehr arbeitete jeder für jeden und hinter dem Bollwerk spielte sich Keeper Luca Berghoffer in einen wahren Rausch. Er entschärfte reihenweise Bälle und hatte am Ende phänomenale 20 (!) Paraden auf der Habenseite. Das gab dem Angriffsspiel der Junglöwen Sicherheit, das mit großer Breite angelegt war, aber auch mit der nötigen Tiefe und sehenswerten Kreiskooperationen. Im Vergleich zum Hinspiel präsentierten sich die Junglöwen wie ausgewechselt und das gegen einen Gegner, der keinesfalls enttäuschte.

Zebras schöpfen nach Wiederbeginn Hoffnung

,,Ich möchte meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen", sagte THW-Coach André Lohrbach auf der Pressekonferenz, ,,denn obwohl auf unserer Seite heute einiges nicht gut lief, hat sie nie aufgegeben zu kämpfen. Es war von der ganzen Einstellung, der Kulisse und dem gesamten Drumherum ein würdiges Halbfinale." Gleichzeitig erkannte Lohrbach, der sich als fairer Verlierer präsentierte, die Überlegenheit der Hausherren an: ,,Wir hatten uns gut vorbereitet gewähnt. Allerdings muss man sagen, dass wir heute zu keinem Zeitpunkt eine realistische Chance hatten, das Spiel zu gewinnen. Wir waren heute nicht auf Augenhöhe, so dass die Rhein-Neckar Löwen verdient ins Finale einziehen."
 
Dabei hatte die Jungzebras zwischendurch ernsthaft Hoffnung geschöpft, denn unmittelbar nach Wiederanpfiff verkürzten sie durch einen Doppelschlag von Battermann auf 18:14 (32.) und hätten bei eigenem Ballbesitz sogar die Chance gehabt, in der Addition beider Spiele rechnerisch wieder die Nase nach vorne zu bringen. Doch die Löwenabwehr war einmal mehr clever und konnte durch einen wichtigen Steal vom aufmerksamen Theo Straub den Ball zurückerobern. Dies war der Auftakt zu fabelhaften dreieinhalb Minuten, die den Junglöwen genügten, um die Weichen endgültig auf Sieg zu stellen.

Felix Göttler markierte mit seiner individuellen Klasse vier sehenswerte Treffer in Folge, denen Lennart Karrenbauer ein weiteres Tor zu einem blitzsauberen 5:0-Lauf folgen ließ: 23:14 (35.), die Halle stand Kopf, und die Junglöwen waren auf ihrem Weg ins Finale nicht mehr aufzuhalten. Emir Kurtagic, U18/19-Bundestrainer, dürfte beeindruckt gewesen sein, denn vor dem Spiel sagte er im Interview, dass er beobachten wolle, wie sich die Jungs auf dem Feld präsentieren, welche Körpersprache sie haben und wie sie mit Rückschlägen umgehen. Auch diese Duelle gingen an diesem Abend allesamt zugunsten der Junglöwen aus. 

Reise mit Gänsehautmomenten 

Die Hausherren waren obenauf, spielten abgeklärt ihr Spiel und ließen auch vom verletzungsbedingten Ausfall ihres umsichtigen Regisseurs Lennart Karrenbauer (41.) nicht mehr aus der Ruhe bringen. Lennarts jüngerer Bruder Laurin, der zuvor in der B-Jugend bereits auf dem Feld stand, schlüpfte nahtlos in die Rolle und hielt gemeinsam mit dem starken Löwen-Kollektiv dem Druck des THW stand. Näher als auf sieben Tore kamen die Jungzebras nicht mehr heran (28:21, 44.) und mit dem letzten Treffer des Abends stellte der bockstarke Valentin Willner am Kreis mit dem 35:25-Endstand erstmals auf ,,plus 10" - die höchste Führung des Spiels und zugleich der Schlusspunkt unter einen bombastischen Auftritt der Junglöwen.

Der amtierende Meister ist weiter im Titelrennen und wird bereits am kommenden Samstag (19:00 Uhr) auf die Füchse Berlin oder den SC Magdeburg treffen. Dann wird die Östringer Stadthalle abermals zum Handballtempel, wenn hunderte Löwen-Fans den Jungs in Gelb Flügel verleihen. Das zu Saisonbeginn intern von den Spielern ausgerufene Ziel war ,,Halbfinale plus x". Das erste Plus haben sich die Jungs mit dem Finaleinzug bereits selbst beschert. Jetzt wollen sie mehr - die Operation Titelverteidigung lebt. Noch zwei Spiele. Was für eine fantastische, unfassbare Reise voller Gänsehautmomente!   

Für die Junglöwen spielten: Luca Berghoffer, Dave Hörnig (beide im Tor), Philipp Alt, Felix Göttler (8), Laurin Karrenbauer, Lennart Karrenbauer (4), Robin Kull, Alexander Momber, David Moré (8/3), Fabian Schwarzer, Theo Sommer (4), Theo Straub (3), Valentin Willner (8). Trainer: Daniel Haase.

U17-Löwen zu zahm, Zebras legen vor

Die U17 der Rhein-Neckar-Löwen verlor derweil im Viertelfinal-Hinspiel um die Deutsche Meisterschaft der B-Jugend gegen den THW Kiel mit 21:26 (10:12). Damit ist die Ausgangslage für das Rückspiel in Kiel an Christi Himmelfahrt (Donnerstag, 16 Uhr) alles andere als gut. Aber die Junglöwen werden im Rückspiel alles reinwerfen.

Nach dem Spiel feierten die Jungzebras in der mit rund 500 Handballfans gut besuchten Erich-Bamberger Stadthalle in Östringen einen verdienten Auswärtssieg. Es war ein gebrauchter Tag für die U17 - und zum wiederholten mal in dieser Saison war die Chancenverwertung das große Manko der Junglöwen.

"Wir haben die Jungs vom THW in der Abwehr regelmäßig ins Zeitspiel gebracht und auch "nur" 26 Gegentore bekommen, allerdings haben wir in unserer eigenen Halle nur 21 Tore geworfen. Unsere Leistungsträger leisteten sich in entscheidenden Momenten immer wieder zu einfache technische Fehler und Fehlwürfe. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Jungzebras abgeklärter waren und sich deswegen den Auswärtssieg auch verdient haben. Nicht zuletzt auch, weil Ben Levermann mit seinen neun Treffern und Mads Riecken (im Tor) wesentliche Faktoren waren und mit wichtigen Impulsen zum Erfolg beitrugen", fasste ein enttäuschter Junglöwentrainer Tobi Scholtes.

Toller Support von den Löwen-Fans

Ein besonderer Dank geht an die wiederum zahlreich erschienenen Löwenfans, die bis zum Schlusspfiff ihre Mannschaft lautstark unterstützten. Vielen Dank für diesen tollen Support.

Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. ,,Wir fahren zwar mit einer Hypothek von fünf Toren nach Kiel, doch werden wir alles daransetzen, um dort zu gewinnen mit dem Ziel, ins Halbfinale einzuziehen", zeigt sich Tobias Scholtes kämpferisch. ,,Uns erwarten 50 spannende K.o.-Spielminuten in Kiel. Im Handball ist alles möglich!"

Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt nicht. Für die besten acht Teams aus Deutschland (Berlin, Coburg, Gummersbach, Hamburg, Kiel, Leipzig, Magdeburg und die Junglöwen aus Kronau/Östringen) stehen am kommenden Donnerstag die Viertelfinal-Rückspiele um die Deutsche Meisterschaft der B-Jugend auf dem Programm.

Beim Rückspiel alles in die Waagschale werfen

Am Mittwoch bereits macht sich die Mannschaft von Tobi Scholtes auf den Weg Richtung Norden. An Christi Himmelfahrt kommt es dann zum alles entscheidenden ,,do-or-die"-Spiel für die U17 der Junglöwen. Und die wollen sich die U19 mit ihrer eindrucksvollen Revanche gegen den THW Kiel und dem damit verbundenen Finaleinzug zum Vorbild nehmen - Charakter und Mentalität zeigen und alles in die Waagschale werfen, was geht, um im fernen Kiel die Wende und somit den Einzug ins Halbfinale erreichen.

Anpfiff ist am Donnerstag (18.5.) um 16 Uhr in der Edgar-Meschkat-Halle (Danziger Straße 24, 24161 Altenholz).

Für die Rhein-Neckar Löwen spielten: Jonas Pleimes, Luca Zapp (beide Tor) - Jakob Baumgärtner (1), Elias Ciudad-Benitez, Tarik Graf, Tyler-Ramon Franck, Mark Hartmann (1), David Huljak, Adam Jozsa, Laurin Karrenbauer (7/3), Jan Knaus (6), Darian Mollov (1), Marc Riffelmacher (2), Artur Usatiuc (3).